Kultur Reise
Ghana, das sind farbenfrohe, quirlige Märkte, freundliche, fröhliche Menschen - aber auch einsame, palmengesäumte Strände mit wilder Brandung -. Das sind Regenwälder mit beeindruckender Vegetation und einer interessanten Tierwelt. Das ist tropische Hitze und roter Staub und das ist europäische Kolonialgeschichte neben afrikanischer Historie.
Ghana ist die Erinnerung an ein wundervolles Land.
Manhya-Palast
In Kumasi besuchen wir als Erstes den Manhya-Palast, den amtlichen Sitz der Ashanti-Könige seit 1924. Der ursprünglich von den Briten errichtete Palast ist heute Museum, das wir erkunden. Wir sind überrascht, wie spartanisch und anspruchslos der ehemalige Palast ausgestattet ist und gewinnen darüber hinaus einen guten Einblick in das Leben der Ashantis.
Die Ausstellung in den Räumen umfasst eine große Zahl interessanter Stücke. Alte Fotografien von Eltern und Großeltern des Königs, Geschenke von Herrschern und Staatsoberhäuptern aus aller Herren Länder, traditionelle Waffen und Instrumente sowie Mobiliar.
Markt in Kumasi
Wer Kumasi kennenlernen will, muss auch einmal über den Markt schlendern und die Eindrücke auf sich wirken lassen. Dieser riesige Zentralmarkt ist der größte Markt West-Afrikas, mit einer Größe von ca. 14 Fußballfeldern und ca. 11.000 Ständen, die alles bieten, was gebraucht wird.
Schon die Anfahrt zum Markt lässt uns erahnen, was uns erwartet.
So monoton und uninteressant wie der Markt von oben wirkt, so farbenfroh, lebendig, gut organisiert und gegliedert ist er von innen.
Wir begegnen vielen lachenden und fröhlichen Menschen, die mit dem Kauf bzw. Verkauf von Waren beschäftigt sind, sodass wir den Eindruck gewinnen, dass alle Menschen in Ghana Handel betreiben. Verblüffend ist, dass dies trotz der Enge zwischen den Marktständen alles ohne jede Hektik und unter größter Rücksichtnahme auf andere geschieht.
Kakao Plantage
Verwöhnt von zahllosen Sonnenstunden, be- wässert von ergiebigen Regengüssen und tief in fruchtbarer Vulkanerde verwurzelt, wächst hier der Kakao.
4-8 m hoch, haben die Pflanzen große ovale, längliche Blätter und direkt an ihrem Stamm rund ums Jahr gelblich-weiße kleine Blüten.
Während ihrer nur wenigen Stunden dauern- den Blütephase werden sie von Plantagenar- beitern bestäubt und bilden in den nächsten 4-8 Monaten bis zu 25 cm lange und ca. 10 cm dicke Früchte aus.
Die Früchte werden mit einer Machete gespalten, danach das Fruchtfleisch mitsamt der Samen heraus gelöst und einer tagelangen Fermentation aus gesetzt. In Kästen zwischen Bananenblättern geschichtet, beginnt das Fruchtmus in der Masse zu gären, verflüssigt sich und lässt alleine die Kerne zurück. So entstehen die Vorstufen von bis zu 400 Aromen, die später den unvergleichlichen Scho- koladengeschmack aus- machen.
Sklaven Burgen
1471 schickten die Portugiesen ihre Flotten immer weiter nach Süden und erreichten das heutige Ghana. Zehn Jahre später entstand im Einvernehmen mit lokalen Stammesfürsten die Burg Elmina.
Im Schutz der Burg wuchs die Stadt Elmina. Hierher brachten einst Zwischenhändler wertvolles Edelmetall aus dem Hinterland zum Fort und tauschten es gegen Stoffe, Waffen, Salz oder Schnaps. Elmina wurde zur Drehscheibe für das begehrteste Metall der Welt und die Region heißt bis heute nach dem Stoff, aus dem die Kronen sind: Goldküste.
Doch nicht nur Gold, noch ein weiteres Handelsgut weckte Begehrlichkeit: Sklaven.
Wer von einheimischen Sklavenhändlern gefangen, Hunderte von Kilometern an die Küste verschleppt und durch die Innenhöfe der Festungen in die Verließe getrieben wurde - für den gab es keine Wiederkehr. Die Bevölkerung ganzer Dörfer wurde bei Stammesfehden von den Siegern an die Europäer ausgeliefert. Menschenhandel gab es in Afrika bevor die Weißen kamen, die Europäer aber betrieben das Geschäft mit den Sklaven im großen Stil.
Rund 2 Millionen wurden allein von der Goldküste verschifft – in die Zuckerplantagen Kubas oder auf Kaffeefelder in Brasilien.
Bis zu drei Monaten wartete das "lebende Ebenholz", wie die Sklaven von ihren Haltern genannt wurden, in den finsteren Verließen. Gebrandmarkt und meist in Ketten. Doch das inhumane Leben im Kerker war nur ein bitterer Vorgeschmack auf die Schiffspassage und die Fronarbeit in den Kolonien. Die Sonne ihrer Heimat sahen sie nie wieder.
Nach dem Verbot des Sklavenhandels 1869 legten kaum noch Segler in den Häfen der Forts an. Die trutzigen Handelsburgen verfielen. Heute sind sie Fremdkörper. Sie sind Zeugen eines unmenschlichen Tauschhandels und gehören Heute zum Weltkulturerbe.
Kakuum National Park
Der "Kakuum National Park" mit einer Größe von 630 Quadratkilometern ist ein Teil des afrikanischen Regenwaldes.
In diesem Regenwaldschutzgebiet leben heute noch Tiere, die an anderen Stellen der Welt bereits ausgestorben sind.
Natur ist hier noch Natur und es ist somit oft schwierig, die Natureinwohner in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben. Und – auch wenn wir die großen Tiere leider nicht gesehen haben, sind wir sicher, dass sie da waren und uns beobachtet haben.
Höhepunkt der Regenwaldtour ist ein Spaziergang über den Canopei Walkway.
Dieser Weg führt über einen 7-teiligen und 40 m hohen Hängebrückenkomplex, der direkt in den Baumkronen des Regenwaldes entlangführt und dem Besucher einen überwältigenden Eindruck vermittelt - ein wahrhaft abenteuerliches Erlebnis
Land und Leute
Auch zum Volta-Stausee. machen wir einen Abstecher. Er befindet sich ca. 100 km nördl. von Accra und ist mit einer Fläche von 8.482 Quadratkilometern der größte Stausee der Erde. Der ca. 660 m lange und 134 m hohe Okusombu Staudamm dient nicht nur der Stromerzeugung, sondern auch dem Hochwasserschutz.
Im Fernsehen hat man schon über die skurrilen Särge in Ghana gehört. Wir haben das Glück, eine Sargtischlerei besuchen zu können, um uns von den unterschiedlichsten Modellen beeindrucken zu lassen.
Da gibt es unter anderem die Kakaobohne für den Farmarbeiter der Kakaoplantage.
Einen guten Überblick über die afrikanische Kunst bieten die Kunstmärkte, auf denen die gesamte Palette der bildenden Kunst angeboten wird. Aus diesem Grund führt uns unser Weg auch dahin.
Plötzlich taucht vor uns eine riesige Menschenmenge auf.
Beim Herankommen sehen wir, wie sich Hunderte von Leuten im Wasser tummeln, weil es hier - wie wir später erfahren - die einzige Stelle ist, wo keine Felsen den Zugang zum Wasser versperren.
Teshie Waisenhaus
Schon in Berlin hatte das Afrika Kulturinstitut e.V. mit dem "Teshie Orphanage" einen Besuch vereinbart. Dazu geladen waren die Familienministerin von Ghana und die Presse.
Es sollte nicht nur Kontakte zwecks späterer Patenschaften aufgebaut werden, sondern dies war auch eine gute Gelegenheit, die in Berlin gesammelten Spenden zu übergeben.
Shai Hill Resort
Nach Land, Leuten und Vegetation möchten wir nun endlich auch einmal wilde Tiere sehen. Darum fahren wir in einen Nationalpark, das Shai Hill Resort, in der Nähe von Accra.
Von den Tieren haben wir leider nicht viel gesehen.
Dafür sahen wir eine Landschaft, wie man sich Afrika vorstellt.
Irgendwie hatte man auf einmal die Musik von John Barry "Had a farm in Africa" im Ohr.