Praktikum Kinderheim - Neues Projekt

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Praktikum in einem Kinderheim in Ghana

Ich trat aus dem Flugzeug am Kotoka International Airport am 27 Mai 2007 um 18.00 Uhr, und  ein Schwall feuchtheißer Luft von 32o C sowie 80% Luftfeuchtigkeit begrüßte mich. Es war stockfinster. Außer einem weißen Gebäude im Nirgendwo war nichts zu erkennen. Ich hatte mein Ziel erreicht. Ich war angekommen in Accra, der Hauptstadt von Ghana.

Meine Neugier hatte mich ein zweites Mal dorthin verschlagen. Bei meinem ersten Besuch im April 2006 mit meinen Eltern und Mitgliedern des Afrika Kulturinstituts e.V. in Berlin bereiste ich dieses Land als gewöhnliche Touristin. Mit einem Reisebus fuhr ich an der Küste Ghanas von einem Ort zum anderen bis hoch nach Kumasi. Ich erfuhr etwas über die Geschichte des Landes, deren Menschen und wie sie leben. Ich lernte, wie und was man aus der Kakaobohne herstellt und ließ mich von den riesigen Märkten und Stränden beeindrucken. Nach einem Besuch in einem der vielen Kinderheime des Landes, Teshie Children’s Home in Accra, wuchs bei mir der Wunsch, mehr über die Kultur zu erfahren. Ich war neugierig auf den typischen Alltag der ghanaischen Bevölkerung, insbesondere elternloser Kinder und ihrer Perspektiven in einem afrikanischen Land.

Ich wandte mich an das Afrika Kulturinstitut e. V. in Berlin (Vorsitzender: Prof. Charles Yankah, Homepage: www.afrikakulturinstitut.com). Man fand für mich eine Gastfamilie und ein Kinderheim (Osu children’s home) in Accra Osu.

- Einen Monat leben in Ghana, untergebracht in einer ghanaischen Familie und arbeiten im Kinderheim -

An dieser Stelle einen besonderen Dank an meine Gasteltern Familie Hayford, die mich herzlich aufgenommen und liebevoll betreut haben.

Doch bevor ich meine Reise antrat, musste ich mir mein Visum besorgen. Dies war relativ unproblematisch, da alle Informationen im Internet (http://www.ghanaemberlin.de/), einschließlich des Antrags auf ein Visum, zu finden waren. Nach vorheriger Anmeldung in der ghanaischen Botschaft in Berlin durch das Afrika Kulturinstitut e.V. und mit dem ausgefüllten Formular, 4 Passbildern und 50 Euro in der Hand, war ich schnell im Besitz des benötigten Einreisevisums.

Einen preiswerten Linienflug buchte ich bei KLM, weitere Anbieter sind am Markt.

Was mir jetzt noch fehlte, waren die diversen Impfungen. Informationen hierzu erhielt ich beim Tropeninstitut. Die Öffnungszeiten fand ich auf deren Homepage (http://tropeninstitut.de/).

Ausgiebig habe ich mich mit dem Thema Malaria und Prophylaxe beschäftigt. Letztlich entschloss ich mich, keine Tabletten zu schlucken, sondern mich mit herkömmlichen Methoden zu schützen. Neben Mückenspray und Hautcreme bedeckte ich besonders gegen Abend meinen Körper stets mit langärmeligen weißen T-Shirts, Hosen und Strümpfen. Für die Nacht hatte ich ein Moskitonetz im Gepäck.

Ca. 3 bis 4 Wochen nach meiner Rückkehr aus Ghana unterzog ich mich einer Kontrolluntersuchung. Die Fragen nach Fieber und Unwohlsein konnte ich verneinen. Damit konnte eine Malariainfektion ausgeschlossen werden. Meine Vorkehrungen gegen Moskitostiche waren erfolgreich.

Im Kinderheim wurde ich herzlich aufgenommen. Schnell wurde ich für die Kinder zum Mittelpunkt ihres Interesses. Alle wollten mich anfassen und versuchten an mir hoch zu krabbeln. Ich fühlte mich als Kletterbaum benutzt, jeder wollte seinen Teil Aufmerksamkeit von mir.

Bald merkte ich, dass materielle Dinge wie Kleidung und Spielsachen keinen hohen Stellenwert für sie hatten. Reisegruppen gaben fast wöchentlich Bekleidung und Spielzeug ab. Alles was sie wollten, war Zuneigung und Aufmerksamkeit.

Schon in Alter von 3 Jahren beginnt man den Kindern Zahlen und Buchstaben nahe zu bringen. Geeignete Lehrmaterialien bis hin zu Computern stehen dafür den Erziehern zur Verfügung. Dabei bleibt den Kindern, so habe ich es empfunden, wenig Raum zum Spielen und zur freien Entfaltung. Das machte sich besonders dadurch bemerkbar, dass fast alle vor Energie platzten und kaum jemand still sitzen konnte.


Anfangs war ich besonders erschrocken darüber, dass gutsituierte Ghanaer Waisenkinder adoptieren und für allerlei Hausarbeiten einsetzen. Ausbeutung, Kinderarbeit!?!? Schnell habe ich meine Vorurteile revidiert. Die Arbeiten sind in der Regel altersgemäß abgestimmt. Sie erhalten dafür Nahrung und Unterkunft und oft eine weiterführende Ausbildung. Ihre Zukunft ist dadurch gesichert, da der Staat lediglich die Kosten einer Grundschulbildung übernimmt.

Besonders hat mich die Hilfeleistung der Bevölkerung den elternlosen Kindern gegenüber beeindruckt. Für einen Ausflug waren wir auf den öffentlichen Bus angewiesen. Da sich der Fahrpreis pro Sitzplatz berechnet, nahm ein jeder Fahrgast eines unserer Kinder auf den Schoss. Eine Frau, die uns beim Einsteigen beobachtete, kam herbeigeeilt und verteilte Kekse. Auch blieb uns der sonst übliche Strandbadeintritt erspart, als man erkannte, dass es sich um eine Gruppe aus dem Waisenhaus handelte.

Labadi Beach war nicht nur ein beliebtes Ziel dieser Kinder, sondern auch ein oft besuchter Strand der freiwilligen Helfer, die ich in dieser Zeit kennen lernte. Sie kamen aus der ganzen Welt. Von ihnen erhielt ich nützliche Tipps. Zum Beispiel, wo sich das nächste Internet-Cafe befand, wie man den Bus benutzt und wo es das beste Essen gab, welches natürlich nicht der deutschen Küche entsprach. Eine meiner Lieblingsspeisen bestand aus weißen Bohnen und frittierten Kochbananen. Nachmittags und an den Wochenenden erkundeten wir gemeinsam die verschiedenen  Märkte, besuchten Strände und manchmal gingen wir auch abends aus.


Vier Wochen später traf ich dann wieder mit KLM in Berlin ein. In den wenigen Wochen sammelte ich so viele Eindrücke, die ich hier nicht alle wiedergeben kann. Also Koffer packen und los!

Die Waisenkinder haben mir gezeigt, dass Liebe und Geborgenheit vor materiellen Dingen stehen und dass es ihnen neben unzureichender Zuwendung auch an Perspektiven für die Zukunft mangelt, denn gerade ihnen fehlt es an finanzieller Unterstützung für eine weiterführende Ausbildung.

Für mich war es eine wichtige Erfahrung, die mich sicher ein Leben lang begleiten wird. Ich habe dort viel gelernt  - auch über mich selbst.

Charis

Hab ihr noch Fragen, dann könnt ihr mich jederzeit unter charisluckner@hotmail.com erreichen.

Osu children’s home
Leiterin: Helena Obeng Asamoah
Adresse: Osu, Accra, Ghana
Tel: 233 21 776773 / 781127
E-Mail: nellybright@yahoo.co

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